Zweiter Bericht des unabhängigen Beirats für die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf
Der Bericht analysiert die aktuelle Situation von pflegenden Erwerbstätigen und gibt Empfehlungen zur Reform der Familienpflegezeit und des Familienpflegegelds. Ziel ist es, die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zu verbessern, insbesondere durch finanzielle Unterstützung und flexiblere Freistellungsregelungen.
Hier eine Zusammenfassung:
1. Zentrale Herausforderungen
- Immer mehr Menschen müssen Beruf und Pflege vereinbaren, insbesondere durch den demografischen Wandel.
- Pflege wird überwiegend von Frauen übernommen, was finanzielle und berufliche Nachteile mit sich bringt.
- Bestehende gesetzliche Regelungen wie Pflegezeit (bis zu 6 Monate) und Familienpflegezeit (bis zu 24 Monate) reichen oft nicht aus.
- Fehlende finanzielle Absicherung: Aktuell gibt es nur ein zinsloses Darlehen, das kaum genutzt wird.
2. Empfehlungen für eine bessere Vereinbarkeit
Neue Regelung zur Familienpflegezeit
- Ausweitung auf 36 Monate pro pflegebedürftiger Person, davon 6 Monate vollständige Freistellung möglich.
- Möglichkeit zur Teilfreistellung mit mindestens 15 Stunden Arbeitszeit pro Woche.
- Erweiterung des Anspruchs: Nicht nur enge Verwandte, sondern auch nahestehende Personen (z. B. enge Freunde) können Pflegezeit beantragen.
Einführung des Familienpflegegelds
- Analog zum Elterngeld: Einkommensabhängige Lohnersatzleistung während der Pflegezeit.
- Dauer: Bis zu 36 Monate je pflegebedürftige Person.
- Höhe: Orientierung an den Regelungen des Elterngelds mit dynamischer Anpassung.
- Auch für Selbstständige zugänglich.
Verbesserung des Kündigungsschutzes
- Sonderkündigungsschutz ab der Ankündigung der Pflegezeit (maximal 12 Wochen vorher).
- Drei Monate Schutz nach Rückkehr in den Beruf.
Erweiterung der kurzfristigen Freistellung
- Mehrfache Inanspruchnahme der kurzzeitigen Arbeitsverhinderung für eine pflegebedürftige Person möglich.
- Pflegeunterstützungsgeld für 10 Tage pro Jahr und Pflegefall, auch für Sterbebegleitung.
3. Verbesserung der Versorgungsstrukturen
- Flexiblere Pflegelösungen: Kombination aus häuslicher und professioneller Pflege.
- Bessere Beratung für pflegende Angehörige mit niedrigschwelligen Unterstützungsangeboten.
- Besondere Maßnahmen für pflegende Eltern von Kindern mit Pflegebedarf.
- Fokus auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU), um auch dort Vereinbarkeit zu ermöglichen.
4. Fazit
Der Beirat fordert eine grundlegende Reform, um die finanzielle Sicherheit und Flexibilität für pflegende Erwerbstätige zu verbessern. Insbesondere das Familienpflegegeld und die längere Freistellung sollen Pflegepersonen entlasten und eine geschlechtergerechtere Verteilung der Pflege ermöglichen.